Klare Regeln

Forderte von Google “Fair Search”: Hubert Burda bei den Zeitschriftentagen 2010

Klare Spielregeln im Netz waren das große Thema der Keynote von VDZ-Präsident Hubert Burda am zweiten Tag der Zeitschriftentage in Berlin. Am Freitag kritisierte der Verleger erneut das Marktverhalten von Google und forderte eine „Fair Search”.

„Es gibt drei Ebenen von Infrastruktur”, erklärte Burda. Die physischen Netzzugänge seien staatlich reguliert und die Telekommunikationsanbieter müssten hier für einen fairen Netzzugang sorgen. Die Vergabe der IP-Adressen sei international reguliert. Es gäbe jedoch eine darüber liegende, weitere Infrastrukturebene: Die Navigationsebene, das heißt, wie Nutzer überhaupt Inhalte und Anwendungen im Internet finden und ansteuern. Hier liefen alle kommerziell relevanten Daten und Nutzerströme zusammen. „Alle Geschäftsmodelle, die darauf aufsetzen – Werbung, Transaktionen, Verkauf, Subscriptions -, hängen von fairen Spielregeln für diese Navigationsebene ab.”

„Und Google verschafft eigenen Angeboten vorrangige Plätze auf der Suche und Navigation und verdrängt damit Wettbewerber”, so der VDZ-Präsident. Wenn Google seinen Algorithmus dahingehend ändere, dass stets eigene Unternehmen bei der Suche immer ganz oben stünden, also keine faire Suche mehr stattfinde, sei langfristig die Medienvielfalt in Gefahr, betonte er in Berlin.

In keinem anderen Land sei die Verbindung von Print- und Onlinemedien bereits so weit fortgeschritten wie in Deutschland. Doch damit die Verlage mit ihren Web-Angeboten tatsächlich langfristig bestehen könnten, müsse es eindeutige Spielregeln auch im Onlinebereich geben. Burda forderte von der Bundesregierung, in einem Leistungsschutzrecht Inhalte von Zeitungen und Zeitschriften vor dem unkontrollierten gewerblichen Zugriff Dritter im Internet zu schützen. „Wir brauchen eine aktive Internetpolitik auf nationaler und europäischer Ebene, die faire Wettbewerbsbedingungen sichert”, so der Verleger.

Neue Wege im Netz

Hubert Burda forderte in Stuttgart grundlegende Web-Werbereformen

Werbeerlöse im Netz sind derzeit ein viel diskutiertes Thema. Zum 60-jährigen Jubiläum des Verbands der Südwestdeutschen Zeitschriftenverleger (SZV) nahm Hubert Burda am Freitag Stellung. Den Gastvortrag hielt er in seiner Funktion als Präsident des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) auf der Jahresverbandstagung im Stuttgarter Porsche-Museum.

„Sie kennen mich als jemanden, der sehr früh von dieser digitalen Revolution gesprochen und sie als eine große Chance angesehen hat. Und nach wie vor konstatieren wir, dass die Aufmerksamkeit für journalistische Inhalte in den digitalen Medien immer größer wird. Was damit immer notwendiger wird, ist eine solide wirtschaftliche Basis für diese Angebote. Und hier stecken wir inmitten in einer Entwicklung, über die wir nicht froh sein können“, so Burda.

Der langjährige VDZ-Präsident hatte den viel zitierten Ausdruck von „Lousy Pennies“, die die Verlage im Netz für ihre journalistischen Inhalte bekommen, geprägt. „Haben wir etwas falsch gemacht? Ich glaube ja“, sagte er nun mit Blick auf die Klickkultur im Netz. Suchmaschinengigant Google habe einen Paradigmenwechsel in der Werbung bewirkt, dem Verlage nun unterworfen seien. Das könne so nicht bleiben.

Werbung im Web werde anders honoriert als in den klassischen Medien. Im Unterschied zu Zeitschriften, wo der – schwerer messbare – Marken- und Imageaufbau, den die Werbung beim Konsument bewirkt, entscheidend für den Wert einer Anzeige ist, sind im Netz dessen Klicks maßgebend. Mit der Währung „Cost per Click“ (CPC) bemisst sich der Wert der Werbung vor allem daran, wie oft ein Banner angeklickt wurde, gegebenenfalls auch, ob es zu einer Kaufaktion kam. Die direkte Aktion werde damit entscheidend, erklärte der Verleger, für den die Mechanismen der Bannerwerbung mehr denen des Direktmarketings als jenen der klassischen Werbung gleichen. „Wir haben uns nicht zuletzt durch Googles Marktdominanz auf einen Paradigmenwechsel eingelassen. Ich möchte diese Entwicklung als CPC-Drama bezeichnen.“

Ziel für Verlage im Netz müsse es nun sein, neue Werbeformen und Währungen für das Netz zu entwickeln, die den eigenen, klassischen Werbemechanismen entsprächen. „Damit können wir unser Leistungsspektrum in Richtung Markenaufbau im Netz verbessern. Daran arbeiten wir und andere tun das auch“, betonte Burda. Auf konkrete Auswege für Verlage und neue Geschäftsmodelle ging er nicht näher ein – die Verleger wollen dies zum Hauptthema bei den VDZ-Zeitschriftentagen im November machen.

Staats-Internet: Nein danke!

Unbegrenzte Online-Expansion? ARD und ZDF haben nun den Freifahrtschein

Die Rundfunkräte haben die gebührenfinanzierten Online-Angebote von ARD und ZDF durch den sogenannten „Dreistufentest” gewunken und ihnen damit die Möglichkeit eröffnet, das Internet neben Radio und Fernsehen als dritten Verbreitungsweg praktisch unbegrenzt zu nutzen. In einem Gastbeitrag in der “Bild am Sontag” vom 25. Juli kommentiert Hubert Burda diese Ergebnisse:

ARD und ZDF sind gute Fernsehsender. Leider tun sie immer mehr Dinge, die nicht ihr Auftrag sind. Etliche Millionen Gebührengelder investieren sie ins Internet

Das hat diese Woche Michael Hanfeld von der „FAZ” beschrieben und dabei die hemmungslose Ausbreitung von ARD und ZDF im Internet kritisiert. Ihm ist es zu verdanken, dass es zwischen den Zeitungen und Zeitschriften und den öffentlich-rechtlichen Sendern richtig geknallt hat.

Was war passiert? Mit einem beispiellosen Durchwinken des sogenannten „Dreistufentests” haben nun ARD und ZDF die Möglichkeit, das Internet neben Radio und Fernsehen als dritten Verbreitungsweg praktisch unbegrenzt zu nutzen.

An sich ist gegen Wettbewerb nichts einzuwenden, und die auf der ganzen Welt bewunderte Medienlandschaft in Deutschland bestand in einem feinen Miteinander von Zeitungen und Zeitschriften auf der einen sowie ARD und ZDF auf der anderen Seite. Der Unterschied: Die Verlage finanzieren ihre Online-Aktivitäten aus ihren Gewinnen. ARD und ZDF dagegen aus unseren Gebühren. Da sie aber ihre Inhalte neben die Angebote der anderer Medienhäuser ins Netz stellen, können diese ihre Angebote immer schwerer refinanzieren. Eine weitere Trumpfkarte: Die Sender können im Laufe ihrer Sendungen ständig auf ihre Internetangebote verweisen und damit deren Reichweite deutlich erhöhen. Zum Beispiel im Rahmen der WM.

Die Damen und Herren Intendanten gehören ja zu den nettesten Kollegen dieses Medienarchipels Deutschland. Aber ich frage mich manchmal, ob sie wirklich erkennen, dass sie damit das ganze System der freien Presse bedrohen?

Neues Selbstvertrauen

Hubert Burda überreichte Michael Gorbatschow die Goldene Victoria

„Ich war letztes Jahr viel pessimistischer als ich es heute bin”, mit diesen Worten machte Hubert Burda der Printbranche bei der Eröffnung der Zeitschriftentage des Verbandes deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) Mut. 850 Teilnehmer hatten sich zum Branchentreff in Berlin angemeldet – damit verzeichnete die Veranstaltung in diesem Jahr eine Rekordbeteiligung.

Seinen optimistischen Blick in die Zukunft mitten in der Anzeigen- und Strukturkrise begründete Burda mit historischen Parallelen. Die Lage der Verlage sei vergleichbar mit der Herausforderung, der die Welt in der Schwellenzeit vor 500 Jahren mit der Erfindung des Buchdrucks und der Entdeckung Amerikas ausgesetzt war.

Neben den terrestrischen Verkehrswegen hätten die maritimen damals an Bedeutung gewonnen – emtsprechend schaffe heute der digitale Strukturwandel neue Kommunikationskanäle. Dabei seien die Landwege, das heißt das Print- und damit das Kerngeschäft, weiterhin profitabel. Es gehe für Verlagshäuser aber darum es “mit Augenmaß den neuen Gegebenheiten anzupassen” und um neue digitale Geschäftsfelder zu ergänzen.

„Die Seewege sind interessant aber nicht immer lohnend”, sagte Burda mit Blick auf Online-Werbung und Bezahlinhalte. „Wir wissen, dass sich alle werbefinanzierten Angebote im Netz wahnsinnig schwer tun. Damit wird kein Mensch reich.” Den Plan Rupert Murdochs, Chef des US-Giganten News Corp, in naher Zukunft Nutzer für die Medieninhalte seiner Zeitungen im Netz zahlen zu lassen, betrachtete er mit Skepsis. Für mobile Anwendungen, das heißt für Werbung auf dem Smartphone oder Blackberry, sei das denkbar, er bezweifle aber, dass die Nutzer in der breiten Masse bereit seien, für Medieninhalte online zu zahlen.

„Auch wenn die Veränderungen des Geschäfts umwälzender denn je sind, zeichnen sich viele neue Chancen ab und viele Verlage haben sie schon ergriffen”, fasste Burda zusammen. Nun sei es an der Politik, die Medien zu unterstützen. Hier übte der Verleger mit deutlichen Worten Kritik an der geplanten EU-Regulierung für Werbung, die die schwierige Finanzlage der Presse noch verschärfen könnte.

„Mich trifft der Schlag”, beschrieb er seine Reaktion auf die deutsche Enthaltung im EU-Ministerrat, der Informationen zum Energieverbrauch von Elektrogeräten auch in der Werbung vorschreiben will. Gerade in der derzeitigen Lage der Zeitschriften, in der Online-Präsenz durch das klassische Geschäft „querfinanziert sei,” dürfe die Politik den Medien nicht in den Rücken fallen. Burda unterstrich die hohe Qualität der Berichterstattung in Deutschland. „Kein Land hat eine solche Vielfalt von Medien, kein Land hat die digitale Revolution in den Medien so verstanden wie wir.” Er betonte ferner, dass Demokratie und öffentliche Meinung untrennbar zusammengehörten und sich bedingten.

Auch das VDZ-Thema Google und die Nutzung journalistischer Inhalte im Netz brachte Burda in diesem Zusammenhang zur Sprache und forderte erneut einen „Fair Share” im Hinblick auf Gewinne. Er wundere sich im Übrigen, dass trotz Werbeanteilen von über 50 Prozent bei Google das Bundeskartellamt nicht aktiv werde.

Zuversicht und neues Selbstvertrauen bestimmten genauso die anschließende Diskussionsrunde der Vorstände und Verlagschefs. Unter den Experten: Philipp Welte, der betonte, dass Print weiter ein tragfähiges Geschäft sei, solange die Marken hochwertig seien. Inhalte technologieneutral verbreiten zu können sei ein wesentlicher Fortschritt. „Wir wollen in einer neuen Realität erfolgreich sein”, so der Burda-Verlagsvorstand.

Den Ausklang des ersten Abends bildete traditionell die Publisher’s Night mit der Verleihung der Goldenen Victoria. Ehrenpreisträger: der frühere Präsident der UdSSR, Michael Gorbatschow, der für seine Verdienste um die deutsche Einheit ausgezeichnet wurde. Als Persönlichkeit, die ihr Unternehmen auch in Krisenzeiten auf Erfolgskurs gehalten hat, wurde Beiersdorf-Chef Thomas-B. Quaas mit einer Goldenen Victoria geehrt. Die besonderen Verdienste von SAP-Gründer Dietmar Hopp ehrte der VDZ zusammen mit der Deutschlandstiftung Integration: Hopp stehe mit seiner leidenschaftlichen Sport-Förderung für Integration und für Chancengleichheit.

Ehrendoktorwürde

Ehrendoktor: Bernd Huber und Maximilian Reiser übergaben Hubert Burda die Urkunde

„Ich hätte, als ich an dieser Uni begann, nie gedacht dass ich es hier schaffen könnte. Ich habe erfahren, was man mit Leistung bewältigen kann. Das war eine Erfahrung fürs Leben, die Uni hat mich geprägt wie nichts anderes”, erinnerte sich Hubert Burda in der großen Aula der Universität München an seine Studienzeit.

Mit einem Festakt und zahlreichen hochrangigen Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik hat ihm die Medizinische Fakultät dort am Montag die Ehrendoktorwürde verliehen.

Damit zeichnete sie Burdas Verdienste um die Förderung der biomedizinischen Forschung und des BioMedizinischen Zentrums Großhadern aus. Der sehr selten verliehene Ehrendoktortitel ist außerdem Anerkennung für Burdas gesundheitspolitisches Engagement in Form der Felix Burda Stiftung. Erst Kunststudent und Doktorand, als Medienmanager dann Initiator der Iconic-Turn-Reihe und erster Hochschulratsvorsitzender – die enge Verbindung mit der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) ist in Burdas Leben nie abgerissen. Die Auszeichnung mit einem weiteren Doktortitel war in den so wohl bekannten Räumen deshalb auch eine besondere Würdigung. „Es ist wunderbar, hier zu stehen”, so der Verleger.

„Er ist einer der ganz Großen dieses Landes”, sagte Ex-Ministerpräsident und Gastredner Edmund Stoiber. Er nannte Burda einen Unternehmer, der persönliche Werte vorlebe – unter anderem mit der Investition ins Jüdische Zentrum am Jakobsplatz. Mit Weitblick und Tatkraft habe er Entwicklungen wie die Digitalisierung erspürt und dann gestaltet und geprägt.

Stoiber wie auch seine Vorredner, darunter Staatsminister Wolfgang Heubisch, würdigten außerdem Burdas Verbindung aus Künstlergeist und Wirtschaftsdenken. Als Kunsthistoriker und Medienunternehmer schaffe er den Spagat zwischen Hoch- und Popkultur, zwischen „High and Low”, sagte Laudator Maximilian Reiser, Dekan der Medizinischen Fakultät. Er verkenne die Gefahren der modernen Massenkultur nicht, sehe aber vor allem die Chancen und Vorteile, die diese mit sich brächte. Dass die Universität München heute in einem weltweiten Ranking an der Spitze stehe und aus ihr ein modernes Wirtschaftsunternehmen mit zukunftsweisenden Forschungsfeldern geworden sei, sei auch der Verdienst des Hochschulrats unter Burdas Vorsitz. Die Konfrontation der Wissenschaft mit der Wirtschaft sei „keine ganz einfache Aufgabe” gewesen, erklärte Uni-Präsident Bernd Huber. Burda habe sie aber „souverän und mit viel Heiterkeit” gemeistert.

In seiner Eigenschaft als Hochschulratsvorsitzender war Burda zwischen 1999 und 2007 maßgeblich an der Planung des BioMedizinischen Zentrums in Großhadern-Martinsried beteiligt. Auch der Bau des Zentrums für Neuropathologie und Prionenforschung hat der Hochschulrat unter seiner Ägide unterstützt.

Kreativität als Teil unternehmerischen Handelns sei Ausgangspunkt für die gerade in Zeiten der Krise so entscheidende Innovation, sagte Hubert Burda in seiner Dankesrede. Großhadern und Martinsried zählten zu den besten Kliniken der Welt mit Standards wie in Harvard, dem Sloan Catering von Hutchinson bis nach Houston. Und das neue BioMedizinische Zentrum werde eines der führenden Institute der Welt werden.

Mit Diskussionen über die Zukunft aber auch vielen Erinnerungen ließ der neue Ehrendoktor den Abend schließlich in der Schackstraße ausklingen: In seiner ehemaligen Studentenwohnung feierte er mit Weggefährten, Uni-Freunden und Burda-Kollegen.

In Bewegung kommen

“Es muss etwas in Bewegung kommen”, forderte Hubert Burda von Google

Google, Gratiskultur im Netz und das mobile Internet – die Medienlandschaft befindet sich mitten im strukturellen Wandel und Qualitätsmedien zunehmend in der finanziellen Schieflage. Unter dem Motto „MUT- Medien und Transformation” stellen die 23. Medientage München deshalb die digitale Zukunft und die Frage nach Qualität in den Mittelpunkt.

Unter diesen Vorzeichen stand auch die traditionelle „Elefantenrunde” zum Auftakt am Mittwoch – Diskussionsrunde der wichtigsten Akteure der deutschen Medienbranche, die mit 14 Teilnehmern so umfangreich besetzt war, wie noch nie. Unter Moderation von FOCUS-Chefredakteur Helmut Markwort saßen dort unter anderem: Verleger und VDZ-Präsident Hubert Burda, ARD-Chef Peter Boudgoust, ZDF-Intendant Markus Schächter, ProSiebenSat.1-Vorstand Thomas Ebeling und RTL-Geschäftsführerin Anke Schäferkordt.

Mit Telekomchef René Obermann war ein ganz neues Gesicht dabei, seit einem Jahr zählt außerdem Google-Manager Philipp Schindler zum Kreis. Letzterer musste sich fast gleich zu Beginn den Vorwurf von Hubert Burda gefallen lassen, Google baue im Netz zunehmend eine marktbeherrschende Stellung auf. „Bei aller Bewunderung und Sympathie für Google muss man sehen, dass Google Spuren hinterlässt”, konfrontierte Burda den Suchmaschinengiganten.

Der Verleger plädiert in diesem Zusammenhang bereits seit Monaten dafür, dass Suchmaschinenbetreiber mehr Transparenz herstellen. Auch gehe es um einen „Fair Share” im Netz. Beispiel sei Nachrichten.de, Burdas vollautomatisches Nachrichtenportal, das zwar wie Google Inhalte auf der Seite zusammenzieht, Anbieter aber an Erlösen beteiligt. Zwar denke Google über ähnliche Modelle nach, das reiche aber noch nicht. „Es kommt etwas in Bewegung, und es muss etwas in Bewegung kommen, weil Google sonst beim Kartellamt landet”, so Burda.

Sein Unternehmen sei nicht schuld am Veränderungsprozess, antwortete Schindler ausweichend, sondern Verlagerungen im Konsumentenverhalten und technologische Veränderungen. Eine Welt ohne Google würde es nicht besser machen, gab er zu bedenken und sah sich kooperationsbereit: „Wir arbeiten auf vielen Ebenen hinter den Kulissen mit allen Parteien zusammen.”

Wie sieht die digitale Zukunft im Detail aus? Auch darum ging es den Experten. Dass das Fernsehen ins Internet abwandert, sieht Burda als sicher: „Facebook ist das Programmheft der Jugendlichen. Hier steht, was sie sich auf Youtube ansehen sollen.” Die größten Chancen bietet aber das mobile Internet, da sind sich die Medienvertreter einig. Auch bei diesem Thema ging Burda in die Offensive – diesmal wand er sich an die Vertreter des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Denen sind E-Commerce und Werbung nun eigentlich gesetzlich untersagt. Allerdings habe die ZDF-Sendung „Lanz kocht!” bereits eine kostenpflichtige Applikation fürs iPhone eingerichtet. „Das kann nicht sein”, erklärte Burda.

Noch bis Freitag machen bei den Medientagen München Fachkongress und Messe die bayerische Landeshauptstadt zum Branchentreff. Auf dem Programm stehen 90 Panels mit mehr als 500 Referenten, darunter auch zahlreiche Burda-Kollegen. Alle Details finden Sie auf der Seite der Medientage.

Keine Angst vor Google

Politik meets Media: Hubert Burda forderte politische Rahmenbedingungen für Leistungsschutz im Netz

Die EU muss politische Rahmenbedingungen für Leistungsschutz schaffen – das forderten die Verleger der European Federation of Magazine Publishers (FAEP) am Mittwoch beim Gala-Dinner in Brüssel. „Was wir von der neuen EU-Kommission erwarten, ist eine neue Internetpolitik”, sagte VDZ-Präsident Hubert Burda vor den rund 250 hochrangigen Gästen aus Medien und Politik.

Grundthema seiner Rede war die Veränderung und besondere Bedrohung der europäischen Medienmärkte. Hier unterstrich Burda noch einmal die Kritik der Verbände an Suchmaschinengigant und Content-Aggregator Google, der über Anzeigen mit Inhalten der Verlage, das heißt mit geistigem Eigentum, Geld mache.

Google habe gerade einen Umsatz in Milliardenhöhe veröffentlicht – fast das Doppelte von dem, was alle Verlagshäuser zusammen genommen erzielen würden, so Burda. Und es könne nicht sein, dass europäische Medienmacher in einer solchen Situation der Monopolbildung einfach stillhielten aus Angst, im Google-Ranking schlecht abzuschneiden. Dagegen forderte er Transparenz und Fair-Play-Regeln im Netz. Es gehe um „eine faire Suche und eine faire und transparente Beteiligung an den Online-Erlösen”.

Die EU müsse die politischen Grundlagen dafür schaffen, sagte Burda weiter. Politik, Wirtschaft und Medien sollten zusammenarbeiten, um neue Bewegung in den Markt zu bringen. „Wir brauchen eine neue europäische Internetpolitik”, schloss er. „Denn im Internet werden die Jobs der Zukunft geschaffen, das ist es, wo Wachstum entsteht.”

Hubert Burda weiter VDZ-Präsident

Hubert Burda mit Günther Oettinger

Hubert Burda steht weitere drei Jahre an der Spitze des Verbands der deutschen Zeitschriftenverleger: Am Mittwoch hat ihn die Delegiertenversammlung als Präsidenten im Amt bestätigt. Der VDZ feierte den Amtsantritt seines alten und neuen Präsidenten im Stuttgarter Schloss Solitude, unter den Gästen war Ministerpräsident Günther Oettinger.

In dessen Richtung forderte Burda in seiner Dankesrede, dass die Vorgaben bei der Umsetzung des neuen Rundfunkstaatsvertrags befolgt werden müssten. Es könne nicht sein, so Burda, „dass sich ARD und ZDF auf Kosten der Verlage ungehindert im Netz ausbreiten”. Auslöser der erneuten Debatte war die Äußerung der WDR-Intendantin Monika Piel, auf die Online-Lehrstellenbörse des WDR nicht verzichten zu wollen, obwohl dies gemäß dem neuen Staatsvertrag untersagt ist.

In dem zentralen Punkt seiner Rede nahm Burda Bezug auf die aktuelle Diskussion um das Leistungsschutzrecht der Verlage im Internet: Durch eine gesetzliche Regelung sollen hier die Verleger stärker an den Erlösen der Suchmaschinenbetreiber beteiligt werden. Burda zufolge müssen die Verlage den rechtlichen Bogen sehr viel weiter spannen. Nicht nur ein Recht der fairen Entlohnung sei erforderlich – letztlich gehe es um ein Recht auf Transparenz im Netz. So müssten etwa die Vergütungssysteme der Suchmaschinenbetreiber überprüfbar sein. „Wir brauchen Fair Play-Regeln im Internet”, so Burda, “und wir brauchen ein Recht auf Transparenz.”

Hubert Burda steht seit 1997 an der VDZ-Spitze. Die einstimmige Wiederwahl ist nicht nur Novum in der Verbandshistorie, sondern auch „ein überwältigender Vertrauensbeweis”, wie Geschäftsführer Wolfgang Fürstner in Stuttgart erklärte. Zudem sei sie „ein wichtiges Zukunftsversprechen für unsere Branche, die sich in einem gewaltigen Transformationsprozess befindet.”

Als VDZ-Präsident hat sich Burda immer wieder entschieden gegen gesetzliche Eingriffe und Reglementierungen zum Beispiel beim Thema Werbeverbote ausgesprochen. Auch den Debatten um den 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag, bei denen auf Burdas Initiative die Münchner Erklärung der deutschen Verleger verabschiedet wurde, hat er Nachdruck verliehen.

Weiterer roter Faden in Burdas VDZ-Tätigkeit ist sein Anliegen, geeignete wirtschaftliche Rahmenbedingungen für Qualitätsjournalismus zu schaffen und sich für dessen gesellschaftliche Funktion und Bedeutung sowie die Freiheit der Presse stark zu machen. Zudem geht die Gründung der Deutschlandstiftung Integration, die der VDZ im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht hat, auf seine Initiative zurück.

Zukunft der Medien

Hubert Burda und Angela Merkel (Mitte) mit den Preisträgern der Goldenen Victoria Dieter Zetsche und Aydin Dogan

Unter dem Motto „Zukunft schaffen” haben am Montag die Zeitschriftentage des Verbands der Deutschen Zeitschriftenverleger (VDZ) in Berlin begonnen. Angesichts der Finanzkrise und deren Auswirkungen auf die Werbe- und Medienindustrie warnte VDZ-Präsident Hubert Burda vor Panikstimmung: „Medien und damit auch Zeitschriften stellen allen Unkenrufen zum Trotz noch immer ein Grundnahrungsmittel in unserer Gesellschaft dar. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern”, sagte der Verleger in der Eröffnungsrede.

Print werde auch künftig einen festen Platz in den sich weiter fragmentierenden Medienmärkten haben – darüber waren sich die Verlagsmanager bei der Auftakt-Diskussion einig. Allerdings müssten die Verlagsunternehmen die Herausforderungen der Digitalisierung offensiv annehmen, Kostenüberprüfung betreiben und zusammen mit den Grossisten gemeinsame Anstrengungen in der Optimierung des Vertriebs in Angriff nehmen. Der VDZ wählte neue Vorstandsmitglieder und berief unter anderem den zukünftigen Burda-Vorstand Philipp Welte, der den Bereich Publikumszeitschriften vertritt.

Die traditionelle Publisher’s Night mit rund 1.000 Gästen aus Medien, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft stand am Montagabend ganz im Zeichen der Goldenen Victoria: Neben Daimler-Chef Dieter Zetsche als “Unternehmer des Jahres” wurde der türkische Medienunternehmer Aydin Dogan geehrt.

Hubert Burda übergab ihm die Auszeichnung für seine Verdienste um Integration und die deutsch-türkische Verständigung. Die Laudatio hielt Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble. Dogan, zu dessen Portfolio unter anderem die „Hürriyet” gehört, hatte zuletzt zum EM-Halbfinalspiel zwischen Deutschland und der Türkei eine große Presse-Aktionen mit deutschen Verlegern gestartet.

Das Thema Integration und die Initiative der Bundesregierung unterstützt der VDZ selbst mit der Gründung einer eigenen Stiftung. Im Zuge der Media Responsibility soll die „Deutschlandstiftung für Integration” das Thema auf eine breite Basis stellen und die vielen unterschiedlichen Integrationsprojekte vernetzen.

Toleranz und Austausch

Beim dritten Integrationsgipfel wurde im Kanzleramt eine Zwischenbilanz gezogen. Unter den 140 Vertretern aus Politik, Verbänden, Sport und Medien, die auf Einladung Angela Merkels teilnahmen, war auch Verleger Hubert Burda. Als Präsident des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) vertrat er die Medien.

Bundeskanzlerin Angela Merkel will die Integration ausländischer Mitbürger stärken und hatte deshalb bereits 2006 zum ersten Integrationsgipfel ins Kanzleramt eingeladen. Beim dritten Treffen am Donnerstag wurde in Berlin eine erste Zwischenbilanz der Integrationspolitik gezogen. In Reaktion auf die Wahl Barack Obamas zum ersten schwarzen Präsidenten der USA gestand die Kanzlerin Versäumnisse in der Politik ein: Zu wenig Abgeordnete hätten einen Migrationshintergrund.

Bei der Integration von Zuwanderern will Merkel messbare Erfolge erreichen und kündigte dazu die Entwicklung von Kriterien an. Dann gebe es „kein Entweichen” mehr, wenn die Ziele nicht erreicht würden. „Migranten gehören zu unserer Gesellschaft”, mahnte die Kanzlerin. Die rund 15 Millionen Bürger mit ausländischen Wurzeln sollten ebenso in Institutionen und Verbänden vertreten sein wie Deutsche. Nur gegenseitige Offenheit in der Bevölkerung bringe aber die Integration voran.

Hubert Burda lobte unter anderem die Bild-Zeitung für ihren zweisprachigen Auftritt beim EM-Halbfinale Deutschland-Türkei im Sommer. Er selbst hatte zu diesem Anlass gemeinsam mit dem Gründer der Video-Plattform Sevenload, Ibrahim Evsan, die Initiative „Living Together in Europe” ins Leben gerufen. Der Video-Channel für die deutsch-türkische Freundschaft soll den interkulturellen Austausch zwischen den beiden Ländern stärken.

Und auch der VDZ will die Toleranz und den Austausch zwischen Menschen mit unterschiedlichem nationalen, kulturellen und sozialen Hintergrund fördern und noch dieses Jahr die „Deutschlandstiftung Integration” ins Leben rufen. Sie soll einen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis und zur Verständigung sowie zum Abbau von Vorurteilen gegenüber Menschen leisten, die aus den verschiedensten Gründen nicht in unsere Gesellschaft integriert sind und auf ein integrationsfreundliches Klima in Deutschland hinwirken.