Fortsetzung des Dialogs in Brüssel

Hubert Burda beim Dinner des European Publishers Council in Brüssel, neben ihm Neelie Kroes (Vizepräsidentin der Europäischen Kommission) und Francisco Balsemão (Impresa, EPC-Chairman) mit Kommissionspräsident José Manuel Barroso

Im Kreise europäischer Spitzenpolitiker erneuert Hubert Burda die Forderung nach fairen rechtlichen Rahmenbedingungen. Am Dienstag war er zum jährlichen Dinner des European Publishers Council (EPC) nach Brüssel gereist, einem der hochkarätigsten Zusammenschlüsse europäischer Verleger, den Burda 1991 mitbegründet hatte.

„Chancengleichheit für europäische Unternehmen im internationalen Wettbewerb”, so die Forderung des Verlegers in seiner Ansprache vor EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und den EU-Kommissaren Viviane Reding, Neelie Kroes, Androulla Vassiliou und Michel Barnier am Dienstag in Brüssel. Burda war zum jährlichen Dinner des European Publishers Council (EPC) gereist, einem der hochkarätigsten Zusammenschlüsse europäischer Verleger, den Burda 1991 mitbegründet hatte. Außer ihm waren u.a. Julia Jäkel (Gruner + Jahr), Stefan von Holtzbrinck, Michael Ringier, Rob Grimshaw (Financial Times), Kevin Beatty (Daily Mail) und Francisco Balsemão (Impresa) vor Ort.

Burda betonte zunächst die Bedeutung der Zeitschriften in der europäischen Medienlandschaft: Während Gattungen wie die Tageszeitung zunehmend unter Druck gerieten, investiere Burda in neue Magazine wie zuletzt Harper’s Bazaar und expandiere gleichzeitig in die digitale Welt: „Wir tun das eine, ohne das andere zu lassen”, so Burda mit Blick auf die duale Konzernstrategie, die dynamisches Wachstum in digitalen Geschäftsfeldern mit höchst erfolgreichem und international expansivem Magazingeschäft vereint.

Im Anschluss sprach der Verleger über die richtige Politik für die Consumer-Internet-Branche – ein Thema, das bereits vor zwei Wochen im Mittelpunkt stand, als eine Burda-Delegation zu politischen Gesprächen in Brüssel war. „Die USA haben das Consumer Internet früh zu einer strategischen Industrie gemacht, mit dem Resultat, dass alle wichtigen Mautstellen im Internet, wie etwa Online-Werbung, e-Commerce und App-Verkäufe von amerikanischen Unternehmen dominiert werden”, konstatierte der Verleger. „Europa dagegen hängt hinterher.” Um den europäischen Unternehmen aber zumindest Chancengleichheit zu garantieren, müssten die massiven Wettbewerbsnachteile abgebaut werden, die durch rechtliche Asymmetrien entstünden – insbesondere in den Bereichen Datenschutz, Steuern und Suchmaschinenneutralität. Burdas Appell an die EU-Kommission: „Wir brauchen ein Level Playing Field, also gleiches Recht für alle und damit faire Chancen im Wettbewerb!”

Besondere politische Aufmerksamkeit, so Burda weiter, verdiene die Consumer-Internet-Branche, da sie andere Branchen immer stärker beeinflusse: „Hier werden Schlüsseltechnologien entwickelt, wie zum Beispiel Datenverarbeitung, die für andere Wirtschaftszweige immer wichtiger werden”, so Burda. „Wenn Europa im Consumer Internet abgeschlagen bleibt, wird sich dies bald auch auf die Automobilindustrie, den Biotechnologiesektor oder die Medizintechnik auswirken, wo diese Schlüsseltechnologien verstärkt zur Anwendung kommen”, prognostizierte Burda den Vertretern der EU-Kommission. Es müsse also auch im Interesse der Politik sein, eine wettbewerbsfähige Consumer-Internet-Branche in Europa zu haben.

Termin mit der Kanzlerin

Angela Merkel empfing Hubert Burda und weitere Vertreter der Medienwirtschaft

“Die Maxime der Medienpolitik sollte sein: Fairer Wettbewerb und Abbau rechtlicher Asymmetrien zwischen den Wettbewerbern.” Mit diesem Plädoyer wandte sich Hubert Burda am Dienstag an Angela Merkel, die den Verleger und weitere Vertreter der deutschen Medienwirtschaft zu einem Spitzengespräch nach Berlin eingeladen hatte. Ziel des Gesprächs war ein Meinungsaustausch über aktuelle Themen der Medienpolitik.

Dabei herrschte Einigkeit, dass politischer Handlungsbedarf bestehe. Teilweise seien zwar richtige Schritte zur Modernisierung des Rechtsrahmens unternommen worden – beispielsweise die Einführung eines Leistungsschutzrechts für Presseverleger, das sowohl die Kanzlerin als auch Burda als wichtigen Baustein eines fairen medienpolitischen Ordnungsrahmens und Modell für andere Länder bezeichneten. In anderen Politikfeldern hingegen gebe es noch viel zu tun, so der Verleger: In Deutschland gehe es etwa um neue Regelungen zur Pressefusionskontrolle und zum Presse-Grosso, in Europa um „Fair Search” (also das Gebot der Neutralität von Suchmaschinen gegenüber allen Inhalteanbietern), um die Novellierung des Datenschutzrechts und die Reformierung der Steuergesetzgebung – ein Thema, dem sich die Bundesregierung widmen wolle, wie die Kanzlerin mitteilte.

Beide Seiten vereinbarten, im fortlaufenden Dialog zu bleiben.

Das Gespräch mit der Bundeskanzlerin fand im Rahmen der Arbeit der „Deutschen Content Allianz” statt, einer Initiative von Verbänden und Organisationen mit dem Ziel, Politik und Öffentlichkeit für die Anliegen der Medienwirtschaft zu sensibilisieren. Neben Hubert Burda – als Präsident des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger – nahmen u. a. Monika Piel (WDR), Thomas Bellut (ZDF), Helmut Heinen (Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger), Gottfried Honnefelder (Börsenverein des Deutschen Buchhandels), Dieter Gorny (Bundesverband Musikindustrie), Jürgen Doetz (Verband Privater Rundfunk und Telemedien) sowie die Schauspielerin Iris Berben (als Vertreterin der Deutschen Filmakademie) teil.

Im Zeichen der digitalen Bilderwelt

„Iconic Turn – Das neue Bild der Welt” lautete der Titel des Vortrags von Hubert Burda, zu dem die Max Beckmann Gesellschaft einlud

„Wo immer sich die Kommunikation verändert, verändern sich Fundamente der Gesellschaft”, zitierte Hubert Burda den Philosophen Walter Benjamin in seinem Vortrag „Iconic Turn – Das neue Bild der Welt” am Montagabend in der Münchner Pinakothek der Moderne. Vor den rund 350 Gästen im Ernst von Siemens-Auditorium – darunter auch viele Mitarbeiter – sprach er darüber, wie die visuelle Kommunikation im Laufe der Geschichte bis hinein in die sich digitalisierende Gegenwart immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Mit diesem „Iconic Turn” beschäftigt sich Hubert Burda seit 20 Jahren, es ist sein Lebensthema. So war ihm bereits im Jahr 2002/2003 eine interdisziplinäre Vortragsreihe an der Ludwig-Maximilians-Universität zu danken, in der es darum ging, die Vielfalt von Bildern daraufhin durchzugehen, wie sie die Menschen in ihrer Weltwahrnehmung und ihrem Verhalten beeinflussen. In seiner 2010 erschienen Publikation „In medias res” beleuchtet er den Iconic Turn zusammen mit international renommierten Experten wie Friedrich Kittler, Horst Bredekamp und Hans Belting. Fünf Kapitel aus seinem Buch stellte der promovierte Kunsthistoriker dem Publikum vor.

Rund 350 Gäste verfolgten den Vortrag in der Pinakothek der Moderne

Anhand des „anderen Blicks aus dem Fenster” erläuterte Hubert Burda, wie sich dieser im Laufe der Jahrhunderte verändert habe: Während Künstler wie Jan van Eyck im 15. Jahrhundert beim Blick aus dem Fenster erstmals ein detailgetreues Abbild von Stadt und Natur schufen, wurde dieser Blick mit der digitalen Revolution durch das Fernsehen und den Screen von Smartphones und Tablets ersetzt. Doch „wer keinen Rahmen für die Bilder findet, wird immer von Bilderflut sprechen”, machte der Verleger anschließend klar. Man müsse immer nach dem Kontext fragen, denn die Wahrnehmung des Bildes brauche immer einen Rahmen. Im Kapitel „Mobile Bilder” erläuterte Hubert Burda, dass schon die Papyrusrollen der Phönizier und die geprägten Münzen des römischen Kaisers Augustus mobile Bilder waren. Das Prinzip von Kaiser Augustus, seinen Marktwert zu steigern, indem man das eigene Portrait vervielfältigt und in Umlauf bringt, hätten später auch die Massenmedien aufgegriffen: Je präsenter Personen in den Massenmedien und sozialen Netzwerken seien, desto höher sei deren Marktwert – ganz nach dem Motto von Andy Warhol: „Images need to be shared.”

„Belastende Bilder – entlastende Bilder” – in diesem Dualismus, so Hubert Burda weiter, könnte eine neue Bildtheorie entstehen. So seien belastende Fotos, etwa von den Terrorangriffen des 11. September, nur im Wechselspiel mit Bildern zu ertragen, die Entspannung und Erholung böten. Dies sei sowohl in den Nachrichtensendungen als auch in vielen Illustrierten ein durchgehendes Prinzip. Im Kapitel „Innere Bilder, äußere Bilder” zitiert Hubert Burda den Kunsthistoriker Hans Belting: „Unser Körper ist ein Medium, um innere Bilder zu erzeugen oder um äußere zu empfangen.” Bild und Medium seien zwei Seiten einer Münze. Der Verleger schloss mit der Frage, in welchem Kontext „Bild und Macht” erscheinen. In der Renaissance-Zeit hätten sich einflussreiche Familien wie die Medici in einer eigenen Kapelle malen und darstellen lassen, um so ihren Einfluss und Machtanspruch sichtbar zu machen. Heute würde Machtrepräsentation, etwa von großen Organisationen, über die Architektur symbolisiert, wie den vom Office for Metropolitan Architecture (OMA) entworfenen CCTV Headquarters in Peking.

Die heutige Bilderwelt sei eine digitale Bilderwelt, wie Hubert Burda zum Ausklang seines Vortrags aufzeigte: Über die Algorithmen von Google, Apple oder Facebook würde der „Iconic Turn” in noch nie gekannter Weise beschleunigt, Bilder in Sekundenschnelle verbreitet und auffindbar gemacht. „Ich bin der festen Überzeugung, wir befinden uns in einer neuen Schwellenzeit, die der Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg um 1500 gleicht”, so Hubert Burda. „Der Iconic Turn ist schon eine Bombe.”

Verleger hilft Münchnern in Not

Hubert Burda bei der Scheckübergabe mit Christian Ude und Harald Strötgen

Im Alter alleinstehend und ohne soziales Netzwerk sein – was das bedeutet, mag sich kaum einer vorstellen. Und doch müssen viele der älteren Münchner Bürger derzeit genau dies erleben: sie sind auf die Hilfe anderer angewiesen, haben aber niemanden, der sie auffängt. „Unsere Gesellschaft wird älter und es gibt zahlreiche Menschen, die im Alter alleine sind und sich schwer tun mit dem Leben. Es ist wichtig, diesen Menschen zu helfen, ihnen zur Hand zu gehen und ihnen das Leben in München ein Stück lebenswerter zu machen”, appelliert Verleger Hubert Burda. Um einen persönlichen Beitrag zu leisten, hat der Verleger 80.000 Euro an die Stiftung „Wir helfen München” gespendet und macht damit den Start eines Programms möglich, mit dem alleinstehende Bürger lebenspraktische Hilfe erhalten. Den Spendenscheck nahmen Oberbürgermeister Christian Ude, Schirmherr der Stiftung, und Harald Strötgen, Chef der Stadtsparkasse München und zugleich Stiftungsvorstand, am Donnerstag in einer kleinen Feierstunde entgegen.

Hubert Burda erklärte, es sei ihm wichtig, der Stadt München, in der es ihm und seiner Familie so gut geht, als „Zugereister” etwas zurückzugeben. Mit dem sozialen Engagement wolle er außerdem anderen ein Beispiel dafür geben, Ähnliches zu tun. „Und wenn das Geld richtig ankommt, dann war das heute ein schöner Tag!”

Die Stiftung „Wir helfen München” ist aus einem Zusammenschluss Münchner Unternehmen entstanden. Ihr Ziel: Münchnerinnen und Münchnern in Not unter die Arme zu greifen. Im Rahmen dieses Engagements soll nun auch das neue Projekt angeschoben werden. Christian Ude: „Dieses Projekt ist besonders notwendig, denn Altersarmut, Alterseinsamkeit und Altershilflosigkeit stellen ein immer dramatischer werdendes Problem dar.” Akuter Bedarf ergibt sich häufig durch den Tod eines Ehepartners oder im Falle einer plötzlich auftretenden gesundheitlichen Beeinträchtigung – vor allem in der Anonymität einer Großstadt. Das Konzept zur Alltagshilfe für alleinstehende, ältere Personen ohne Angehörige: Ehrenamtliche Helfer unterstützen dabei, wieder neue Kontakte zu schließen, indem sie den älteren Menschen Zugang zu sozialen Netzwerken in ihrer Umgebung vermitteln. Sie helfen bei Behördengängen und Bankgeschäften und wenn nötig auch dabei, eine ambulante Pflege oder auch den Umzug in ein Seniorenwohnheim zu organisieren.

„Ohne die Unterstützung von Hubert Burda wäre das Projekt nicht möglich gewesen”, dankte Harald Strötgen bei der Scheckübergabe. Die Finanzierung des Projektes ist nun für die nächsten zwei Jahre gesichert.

Für europäischen Geist gewürdigt

Eucor-Präsident Alain Beretz überreicht Hubert Burda die Medaille

Als „Symbol für den europäischen Geist” hat Eucor, die Europäische Konföderation der Oberrheinischen Universitäten, Hubert Burda am Montag in Straßburg gewürdigt. Das grenzüberschreitende Netzwerk verleiht dem Verleger die Eucor-Medaille für dessen Verdienste um die Völkerverständigung und die deutsch-französische Freundschaft.

Der Oberrheingraben sei schon immer „das Tal der Bilder” gewesen, sagte Burda in seiner Dankesrede. Hier seien – von den Papierfabriken in Basel und der Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg bis hin zur Braun’schen Röhre und dem Empfang der ersten Email – bedeutende Kapitel der Medien-, Kultur- und Technologiegeschichte geschrieben worden. Heute sei die Region eine Hochburg der IT-Wirtschaft.

Die Rolle der Universitäten sei es, die Menschen für die digitale Welt auszubilden. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Welt verändere sei immens. „Wir haben keine Zeit zu verlieren”, betonte Burda, „wenn wir im Vergleich zu den Amerikanern nicht noch weiter zurückfallen wollen”.

Das deutsch-französisch-schweizerische Netzwerk Eucor, die Oberrhein Universität, will mit der Verleihung der Eucor-Medaille an den Verleger dessen „herausragenden persönlichen Einsatz für die deutsch-französische Freundschaft in den Bereichen Kunst, Kultur und Hochschulwesen” würdigen.

Hubert Burda sei ein „Symbol für den europäischen Geist” und durch seinen außerordentlichen Erfolg im Verlags- und Medienwesen ein Vorbild an Unternehmergeist für die Studenten der Eucor-Hochschulen.

Hubert Burda mit Eucor-Präsident Alain Beretz sowie Gottfried Langenstein von ARTE

Eucor wurde 1989 von den Universitäten in Freiburg im Breisgau, Basel, Straßburg, Karlsruhe und Mulhouse-Colmar gegründet. Das deutsch-französisch-schweizerische Netzwerk umfasst damit mehr als 100.000 Studierende und fast 13.000 Lehrende und Forscher. Die Eucor-Medaille soll Menschen würdigen, die sich „in besonderer Weise um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im trinationalen Raum des Oberrheins und darüber hinaus verdient gemacht haben”. Sie wurde im vergangenen Jahr zum ersten Mal vergeben: an den französischen Grafiker und Schriftsteller Tomi Ungerer.

Unter den Gästen bei der Verleihung am Montag waren Véronique Cayla und Gottfried Langenstein von ARTE, Alain Beretz, Eucor-Präsident und Präsident der Universität Straßburg, Catherine Trautmann, Vize-Präsidentin der Stadtgemeinschaft Straßburg (CUS), Hubertus Legge vom Deutschen Konsulat Straßburg, Hans Jochen Schiewer, Rektor der Universität Freiburg, Christine Gangloff-Ziegler, Präsidentin der Université de Haute Alsace, Eberhard Umbach, Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie sowie Gerhard Thomas von Burda.

“Prominenter Fährmann”

Hubert Burda wurde mit dem “Officier”-Orden ausgezeichnet

Besondere Ehre für Hubert Burda: Der Verleger ist in der französischen Botschaft in Berlin mit den Insignien eines Offiziers der Ehrenlegion ausgezeichnet worden. Der „Officier dans l’ordre de la Légion d’Honneur” ist der höchste Orden, den die französischen Republik an einen Nicht-Staatsmann vergibt.

Die Ehrenlegion wurde 1802 von Napoleon Bonaparte gestiftet, um Soldaten und Zivilisten auszuzeichnen, die Außergewöhnliches geleistet hatten. Die Insignien wurden von Anfang an nicht nur an französische Staatsangehörige verliehen, sondern auch an Persönlichkeiten, die Großes im Dienste der französischen Werte geleistet haben. „Sie, verehrter Herr Burda, sind eine solche Persönlichkeit”, erklärte Botschafter Maurice Gourdault-Montagne bei seiner Ansprache zur Ordensübergabe in Berlin. Er würdigte darin Burdas „entschlossenes und großzügiges Wirken im Dienste des Dialogs und der Meinungsbildung.” Hubert Burda sei damit Vorbild.

„Keine demokratische Gesellschaft kann auf Dauer bestehen, wenn alle Bürger nicht zumindest zum Teil an denselben Kulturformen teilhaben, oder wenn es keinen gemeinsamen Raum der Öffentlichkeit gibt. Die Presse und die anderen Medien spielen hier eine unentbehrliche Rolle”, so der Botschafter. Burda sei seit vierzig Jahren wohl der wichtigste Vermittler von Kultur und Information in Deutschland. Gourdault-Montagne hob insbesondere die Beteiligung an Sozialnetzwerken wie XING hervor: „Seit vierzig Jahren geht es Ihnen darum, die Menschen einander näher zu bringen. Auch in dieser Hinsicht sind Sie ein Erbe unserer gemeinsamen deutsch-französischen Tradition des Kämpfens für die Grundfreiheiten im 18. und im 19. Jahrhundert: Presse- und Meinungsfreiheit ist Ihnen das höchste Gut.”

Als Zeitschriftenverleger sei Burda ferner ein wichtiger Akteur der deutsch-französischen Partnerschaft: So erscheine ELLE, eine der Galionsfiguren der französischen Presse, in Deutschland bei Hubert Burda Media. Umgekehrt seien die Burda-Verlagshäuser Dipa Burda und Editions Hubert Burda an mehreren französischen Zeitschriften beteiligt. „Dadurch haben Sie Teil an dem dichten deutsch-französischen Industrienetzwerk.”

Gourdault-Montagne hob daneben die emotionale Bindung zur Rheinregion hervor, die Burda, im Grenzbereich aufgewachsen, bis heute behalten habe – die Druckereien in Offenburg und in Vieux-Thann, im Schwarzwald und im Elsass also, seien dafür bezeichnend. „Ihre Zuneigung zum Rhein erinnert an eine eigentümliche Wendung der französischen Sprache, die Ihr Wirken ziemlich gut beschreibt. Wie Sie wissen, gibt es im Französischen nur ein Wort für ,Vermittler’ und ,Fährmann’, ,passeur’. Ob in der Kultur oder in der Wirtschaft: Herr Burda, Sie sind ein ganz prominenter Fährmann, der seit nun vierzig Jahren den Rhein ständig überquert und überqueren lässt. Dialog und Vielfalt sind so kennzeichnend für Ihr Leben, dass eine Aufzählung Ihrer Verdienste bei Weitem den Rahmen dieser Zeremonie sprengen würde. Ich denke, es genügt zu sagen, dass Sie sich im Laufe Ihrer Karriere immerzu als ein Vermittler verstanden haben, der seinen Aufgaben stets unnachgiebig nachging, auch bei Rückschlägen.”

Petrarca-Preis für Kito Lorenc und Miodrag Pavlovic

Die Petrarca-Preis-Jury mit den Preisträgern 2012 © Hubert Burda Media

In Marbach am Neckar, 20 Kilometer von Stuttgart entfernt, im Geburtsort Friedrich Schillers wurde am Wochenende der Petrarca-Preis für europäische Literatur verliehen. Die von Verleger Hubert Burda gestiftete und mit 20 000 Euro dotierte Auszeichnung hat sich zum Ziel gesetzt, Autoren, „die trotz ihrer Bedeutung für ihre heimatliche Literatur in Deutschland nicht ihrem Rang gemäß wahrgenommen werden”, eine breitere Aufmerksamkeit zu sichern.

In diesem Jahr entschied sich die Jury – Dichter Peter Handke, Schriftsteller und Kritiker Peter Hamm, Autor und „Manuskripte”-Herausgeber Alfred Kolleritsch sowie Schriftsteller und Verleger Michael Krüger – für zwei Preisträger, die jene Anerkennung auf besondere Weise verdienen. Im prächtigen klassizistischen Saal des Marbacher Musems wurden der Sorbe Kito Lorenc und der Serbe Miodrag Pavlovic geehrt.

Der 74-jährige Lorenc habe sich, so sagte Peter Handke in seiner Laudatio, eine kindliche Lust am dichterischen Spiel bewahrt. In seiner Lyrik feiere er die bedrohte Kultur und Sprache der Sorben und seine Heimat, die Landschaft der Oberlausitz – eine Region, die Handke selbst besonders liebt.

Auch das Werk des 1928 in Novi Sad geborenen Miodrag Pavlovic sei entscheidend geprägt vom Verlust der Heimat, erläuterte Peter Hamm in seiner Lobrede. Der Moment, in dem Pavlovic beschloss, zum Dichter zu werden, sei exakt bestimmbar: Es ist der April 1941, als der geflohene 13-Jährige mitansehen musste, wie deutsche Bomber seine Heimatstadt Belgrad zerstörten. Kriegserfahrung, Verlustangst und Trauer prägen Pavlovic’ Werk. Deutlich herauszulesen sind sie aus seinem Erinnerungs-Roman „Die Bucht der Aphrodite” von 2000, dieser, so Hamm, „unerhört vielschichtigen Rhapsodie”.

“Eine geistige Lebensform”

Hubert Burda mit der Leiterin der Kunsthalle Karlsruhe, Pia Müller-Tamm © Hubert Burda Media

„Karlsruhe als geistige Lebensform” – so beschreibt „Die Zeit” die Stadt in einem Porträt über den Komponisten Wolfang Rihm. Ganz in diesem Sinne wollte auch der in Offenburg aufgewachsene Verleger und Kunsthistoriker Hubert Burda die Residenzstadt bei seiner „Hommage” in der Staatlichen Kunsthalle verstanden wissen. Freunde und Förderer der von Pia Müller-Tamm geleiteten Institution – darunter auch der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Professor Andreas Voßkuhle und Markgraf Bernhard von Baden – waren zum Dinner in festlichem Rahmen zusammengekommen.

Karlsruhe sei ein Juwel, betonte Burda: Ob in Philosophie, Musik, Ästhetik, als „Hauptstadt der Judikative” oder „Internet-Hauptstadt” – es bilde sich eine „Reihe Karlsruher Exzellenz”. Repräsentativ dafür seien die Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, geleitet von Peter Sloterdijk, das Karlsruher KIT als die modernste universitäre Einrichtungen im Bereich Business and Technology, sowie das von Peter Weibel geführte Zentrum für Kunst und Medientechnologie. Und auch die Staatliche Kunsthalle zeichne sich als Teil dieser Reihe aus. „Wir leben in einer Welt, die über Bilder kommuniziert. Und die Kunsthalle ist da besonders beispielhaft”, betonte Burda.

Ein Thema an diesem Abend war dementsprechend die jüngst eröffnete Ausstellung „Déjà-vu? Die Kunst der Wiederholung von Dürer bis YouTube”, die diesen Anspruch unterstreicht. Sie ist dem Phänomen des Kopierens und der Reproduktion als Kunstform gewidmet und spannt den Bogen vom späten Mittelalter bis zur zeitgenössischen Kunst. Es werden herausragende Beispiele aus sieben Jahrhunderten vorgestellt und miteinander in Beziehung gesetzt: die Kopierpraxis der frühen Neuzeit, das „kreative Kopieren” im 19. Jahrhundert, der (post-)moderne Diskurs zu Originalität und Authentizität bis zur digitalen Welt des Internet. So beschäftigt sich „Déjà-vu?” auch mit dem Re-Inszenieren von Kunstwerken online.

Eine Kabinettausstellung im historischen Vorlegesaal der Kunsthalle ist der Popularisierung von Gemälden des 17. bis 19. Jahrhunderts in der Reproduktionsgrafik gewidmet. Unter dem Titel „Kunst für Alle” sind auch neun Tafeln aus der von Ad. Braun & Cie. herausgegebenen Mappe „Großherzogliche Gemälde-Galerie in Karlsruhe” (1881) zu sehen. Die Druckerei Braun im elsässischen Mulhouse wurde 1980 von Burda Druck übernommen und ausgebaut bis der Druckstandort nach Viuex-Thann wechselte. Adolphe Braun hatte das Unternehmen 1848 zunächst als Foto-Atelier gegründet, schnell genoss er dann als Spezialist in der Reproduktion von Kunstwerken wie Gemälden, Zeichnungen, Lithografien, Radierungen und Skulpturen einen hervorragenden Ruf. Mit der Wiedergabe berühmter Gemälde erlangte Braun weltweite Bekanntheit. Um die benötigten hohen Stückzahlen herzustellen, benutzte er in erster Linie das Kohledruckverfahren, damals eine entscheidende Verbesserung in der Reproduktion.

In all diesen Facetten festigt die Ausstellung den Ruf der Staatlichen Kunsthalle als „noble Institution”, wie Hubert Burda sie beim Dinner nannte. Die Ausstellung läuft noch bis zum 5. August.

Gleiches Recht für alle

Sitznachbarn: VDZ-Präsident Hubert Burda und der Präsident der EU-Kommission José Manuel Barroso © Hubert Burda Media

Der European Publishers Council (EPC) ist einer der wichtigsten Zusammenschlüsse europäischer Verleger, um sich auf höchster Ebene mit internationalen Spitzenpolitikern auszutauschen. Anfang der Woche traf sich der exklusive Kreis um Hubert Burda mit dem Präsidenten der EU-Kommission José Manuel Barroso, der EU-Kommissarin für Justiz Viviane Reding sowie der EU-Kommissarin für die Digitale Agenda Neelie Kroes in Brüssel. Ziel: Die Verlegeranliegen an diesen drei wichtigen EU-Schnittstellen zu platzieren und vertiefend zu diskutieren.

Besonders ausführlich wurde über die anstehende Novellierung des Datenschutzrechts, die nötige Modernisierung des Wettbewerbsrechts und das Urheberrecht im digitalen Zeitalter gesprochen – und damit über die politische Agenda, die Burda-CEO Paul-Bernhard Kallen bereits beim Kongress Digitale Wirtschaft im Bundestag auf nationaler Ebene skizziert hatte.

VDZ-Präsident Hubert Burda, Mitbegründer des seit 1991 existierenden EPC, erneuerte in Brüssel die Forderungen der Verleger in diesen Themenkreisen. „Im Datenschutz haben wir kein ,level playing field’ zwischen Amerika und Europa”, erklärte er. Sein Appell: „Für alle Unternehmen, die Daten europäischer Bürger sammeln und verwenden, müssen dieselben Spielregeln gelten.”

Die neue Medienwelt brauche außerdem ein zeitgemäßes Wettbewerbsrecht. Zum einen, weil das derzeitige Recht die traditionellen Medienmärkte nicht mehr sinnvoll reguliere, und zum anderen, weil es die Bildung von Monopolen im Internet nicht verhindere. Burda machte deutlich: Suchmaschinen (und auch Social Networks) sind ein Teil der Netzinfrastruktur – und damit ein Nadelöhr für nahezu jedes Internetangebot. Denn nur wer auffindbar und sichtbar ist, könne erfolgreich sein.

Dies berge, verdeutlichte der VDZ-Präsident den Vertretern der Europäischen Kommission, die Gefahr des Missbrauchs durch Unternehmen mit dominierender Stellung. Sie könnten ihre Marktposition ausnutzen, um sich Vorteile in Geschäftsfeldern zu verschaffen, die direkt auf die eigene Infrastruktur aufsetzen, etwa durch die privilegierte Anzeige eigener Inhalte und Dienste. Burda unterstrich hier die Forderung nach Neutralität der Netzinfrastruktur, um Chancengleichheit für alle Internetangebote zu schaffen.

Burda und Christoph Keese (Axel Springer AG) erläuterten zudem den Einsatz der deutschen Verleger für ein eigenes Leistungsschutzrecht. In Berlin hatte die Bundesregierung vor wenigen Wochen ihren Willen zur Schaffung dieses neuen Rechts bekräftigt, damit Verlage im Online-Bereich nicht schlechter gestellt seien als andere Werkmittler. Für die Verleger ist dies ein wichtiger Schritt, „um die rechtlichen Rahmenbedingungen an die neue digitale Realität anzupassen”.

Europäischer Übersetzerpreis 2012: Ungarn im Mittelpunkt

Vorstand der Hubert Burda Stiftung Ewald Seger, Oberbürgermeisterin von Offenburg Edith Schreiner, Autor Péter Nadás, Förderpreisträgerin Agnes Relle, Hauptpreisträgerin Christina Viragh und Generalkonsul von Ungarn Tamás Mydló in der Fondation der Hubert Burda Stiftung in Offenburg © Hubert Burda Media

Sprachliche und kulturelle Sensibilität zeichnen sie aus: Die ungarisch-schweizerische Übersetzerin und Autorin Christina Viragh hat Werke bedeutender ungarischer Literaten wie Péter Nádas, Sándor Márai oder Imre Kertész übersetzt. Für ihre Arbeit wurde sie am Sonntag in Offenburg mit dem mit 15.000 Euro dotierten Europäischen Übersetzerpreis ausgezeichnet. Den Förderpreis in Höhe von 5.000 Euro erhielt die Übersetzerin und Expertin der zeitgenössischen ungarischen Literatur Agnes Relle. Damit würdigten die Hubert Burda Stiftung und die Stadt Offenburg Relles umfassendes Know-how über Ungarns gesellschafts- sowie kulturpolitische Entwicklung und Übersetzungen junger ungarischer Autoren hervor.

Die Verleihung, die in diesem Jahr erstmals unter der Schirmherrschaft des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann stand, fand in der historischen Kultur- und Gedenkstätte „Salmen” statt. Für die Festrede reiste der ungarische Bestseller-Autor Péter Nádas an. In seiner Ansprache ging er auf die verfahrene Geschichte Ungarns ein, stellte die Besonderheiten der ungarischen Sprache vor und betonte die Hürde, die zum Deutschen zu überwinden sei.

Auch Laudatorin Ilma Rakusa, Schweizer Literaturwissenschaftlerin, Schriftstellerin und Literaturübersetzerin, sprach über die Herausforderungen für Übersetzer und lobte in ihrer Laudatio auf Viragh insbesondere ein Werk der Autorin: „Mit der Übersetzung des hochsensiblen Prosa-Werks ‚Parallelgeschichten’ von Péter Nádas hat sie sich einer besonders komplexen Herausforderung gestellt, da das Werk mit seinen verschiedenen Erzählebenen, unterschiedlichsten Erzählformen, Fachthemen, Wortschätzen unglaublich schwierig zu übersetzen ist.”

„Wenn wir aufhören, uns zu übersetzen, hören wir auf, uns zu verstehen, und dann hören wir auf, miteinander zu leben” – unter diesem Motto verliehen die Stadt Offenburg und die Hubert Burda Stiftung bereits zum vierten Mal den Europäischen Übersetzerpreis. Herausragende Übersetzer der Literatursparten Prosa und Lyrik, die mit einem außerordentlichen Sprachgefühl und Kulturverständnis literarische Werke eines europäischen Landes in die deutsche Sprache übersetzt haben, werden seit 2006 alle zwei Jahre mit diesem Preis geehrt. Dabei wird ein Land regelmäßig im Vorfeld bestimmt, dass ins Zentrum der Verleihung rückt: 2010 stand das Land Dänemark im Mittelpunkt, 2008 Frankreich und 2006 Polen.

Warum in diesem Jahr Ungarn in den Fokus der Verleihung rückte, erklärte Offenburgs Oberbürgermeisterin Edith Schreiner: „Angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen möchte der Europäische Übersetzerpreis insbesondere Schriftstellern, Kulturschaffenden, Journalisten und Denkern, die sich der Demokratie und den Freiheitsrechten verbunden fühlen, in ihrem eigenen Land den Rücken stärken und ihnen mitteilen: ‚Ihr seid nicht allein!'”

Schreiner ist Teil der Findungskommission, die den Preis von Beginn an begleitet. Neben ihr sind Persönlichkeiten des Literatur- und Verlagswesens Teil der Kommission, darunter Günter Berg vom Verlag Hoffmann und Campe, Präsident der Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt Klaus Reichert und Ulrich Greiner von der „Zeit”.

„Die digitale Revolution hat der Welt völlig neue Wege der Kommunikation eröffnet”, schrieb Hubert Burda in der Festschrift. „Das Internet überwindet Grenzen und baut Brücken. Dabei spielt Sprache eine entscheidende Rolle.” Er betonte, dass es dabei die Übersetzungen seien, die die sprachlichen Barrieren zwischen den Menschen, den Nationen und ihren unterschiedlichen Kulturen überwinden. „Unsere Übersetzer sind die ‚Stillen Helden’ der Literatur. Erst durch sie entfaltet die Kunst der Autoren ihre grenzüberschreitende Wirkung.”